Islamische Theologie


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Radikaler Islam versus radikaler Anti-Islam (RIRA)

Gesellschaftliche Polarisierung und wahrgenommene Bedrohungen als Triebfaktoren von Radikalisierungs- und Co-Radikalisierungsprozessen bei Jugendlichen und Post-Adoleszenten

Projektleitung: Dr. Michael Kiefer

Wissenschaftlicher Mitarbeiter: Marvin Mücke, M.A.

In den letzten Jahren lässt sich in Deutschland eine Polarisierung feststellen, die mit wechselseitigen Abstoßungsprozessen verschiedener sozialer Gruppen verknüpft ist. Bedrohungswahrnehmungen zwischen Sozialgruppen gehen mit gruppenbezogenen Vorurteilen einher. Eine besondere Bedeutung kommt in diesen Prozessen der (wahrgenommenen) Bedrohung durch den radikalen Islam zu. Diese schafft in der deutschen Gesellschaft die Gelegenheitsstruktur für eine reziproke Spirale potentieller Radikalisierung, insbesondere bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen. So zieht sich ein Teil junger Muslim*innen aufgrund einer empfundenen Ablehnung in Sicherheit verheißende (oft konservativ-religiöse) Kollektive zurück, die ein Einfallstor für Radikalisierung darstellen können. Im Gegenzug findet in Teil der nichtmuslimischen Bevölkerung eine durch Ängste beförderte Radikalisierung in Richtung Rechtsextremismus statt, die wiederum eine Radikalisierung im linken politischen Spektrum befördert. Das Projekt untersucht auf inter- und transdisziplinäre, interreligiöse sowie multimethodische Weise empirisch gestützt bislang nicht im Zusammenhang betrachtete gesellschaftliche Aspekte einer Radikalisierungsspirale und erarbeitet auf der Basis dieser Ergebnisse Präventionsmaßnahmen für den Bildungsbereich.

Die zentrale Forschungsfrage des verschiedene Standorte übergreifenden Verbundprojekts lautet: Welche kollektiven Interventionsansätze können bei der Radikalisierung und Co-Radikalisierung Jugendlicher und post-adoleszenter Muslim*innen und Nicht-Muslim*innen identifiziert werden? Das Osnabrücker Teilprojekt widmet sich im Besonderen der Frage nach sozialen, religiösen und theologischen Umweltfaktoren in Radikalisierungsprozessen. Hierbei wird einerseits auf die bereits bestehende Expertise des Instituts für Islamische Theologie im Bereich der Radikalisierungsforschung und Prävention zurückgegriffen, andererseits wird versucht mithilfe von Expert:inneninterviews mit Präventionsakteuren, Religionslehrer:innen und biografischen Interviews Radikalisierungsprozesse zu rekonstruieren und Radikalisierung hemmende Konzepte zu entwickeln. Die Konzeptentwicklung erfolgt in Zusammenarbeit mit den anderen Teilprojekt im Projektverbund und soll anschlussfähig für die Präventionsarbeit und den schulischen Kontext sein. Mit Blick auf das dem Projekt zugrunde liegende Modell einer Radikalisierungsspirale werden besonders die Bedeutung von Diskriminierungserfahrungen und dem Islamdiskurs als mögliche Umweltfaktoren von Radikalisierungsprozessen untersucht. Hierzu dient auch die Durchführung von Gruppendiskussionen mit muslimischen Jugendlichen in Deutschland. Darüber hinaus geht das Osnabrücker Teilprojekt der Frage nach dem Zusammenhang von Konversion, Radikalisierung und Prävention nach, da in der Gruppe der Konvertit:innen besondere Radikalisierungspotentiale wahrgenommen werden können.

Weitere Informationen auf: projekt-rira.de